Kommunen

Kommunale Entwicklungspolitik

Kommunen fungieren neben Bund und Ländern als eigenständige entwicklungspolitische Akteure. Als „Bürger:innengesellschaften vor Ort“ stellen Städte und Gemeinden eine lebendige und partizipationsnahe Schnittstelle zwischen der nationalen und europäischen Ebene sowie der lokalen Bevölkerung dar. Auch die kommunale Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ruht sowohl auf den Schultern von Stadt/Kommunen als auch auf denen von Bürger:innen, Glaubensgemeinschaften, Vereinen und Verbänden vor Ort.

Die Kommunale EZ schließt alle Mittel und Maßnahmen ein, mit denen kommunale Akteure nachhaltige Entwicklung lokal und im Globalen Süden fördern. Dazu zählen u.a. die finanzielle Förderung, die Kooperation, die Personalentsendung, die Bildungsarbeit und Bewusstseinsförderung vor Ort. Als lokale Verwaltungsebene sind Kommunen für die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur, Planung und Entwicklung verantwortlich und stehen im internationalen Austausch mit anderen Kommunen.

Allein in Hessen gibt es nach aktuellem Wissensstand 21 Nord-Süd Städtepartnerschaften, 56 Städte und Kommunen sind Mitglieder beim Klimabündnis und 20 Städte, Gemeinden und Landkreise haben Beschlüsse gegen ausbeuterische Kinderarbeit verabschiedet. Seit 2009 ist die Anzahl von Fairtrade-Towns in Hessen auf rund 60 gestiegen, 20 weitere sind noch in der Bewerbungsphase während andere sich schon in Kreisen und Regionen zusammenschließen. Dazu kommen noch kommunale Initiativen wie Freundeskreise oder Projektpartnerschaften und die etwa 80 Weltläden in Hessen. Und auch Themen wie die sozial und ökologisch nachhaltige Beschaffung als Beitrag zu globaler Gerechtigkeit oder die Einbeziehung von migrantischen Akteuren in der Entwicklungszusammenarbeit wie auch in der Bildungsarbeit vor Ort nehmen auf der kommunalen Ebene eine größere Bedeutung ein.

Auf dieser Seite stellen wir Ihnen Akteure, ihre Handlungsfelder und Best Practices sowie Fördermöglichkeiten vor und verorten die kommunale EZ im Kontext internationaler wie nationaler Beschlüsse und Rahmenbedingungen.


Kommunale Entwicklungspartnerschaften (KEP)

Partnerschaften zwischen Gemeinden in Nord und Süd aktivieren die Potenziale von Einzelpersonen wie auch von Institutionen oder Verbänden und stärken die konkrete Zusammenarbeit vor Ort durch regen Fachaustausch auf Augenhöhe zwischen den verpartnerten Kommunen und Gemeinden. Es gibt viele Beispiele für ein solches Engagement und einige Links, die Tipps und Anregungen bereithalten. Die Datenbank zu kommunaler Entwicklungszusammenarbeit auf der Internetseite des Rats der Gemeinden und Regionen Europas listet Beispiele für Entwicklungspartnerschaften und vieles mehr auf.

Neben formalisierten kommunalen Partnerschaften gibt es auch noch weitere Formen und konkrete Partnerschaften. So zum Beispiel Partnerschaftsvereine (z.B. Partnerschaftsverein Kreis Groß-Gerau – Masatepe/Nicaragua e.V.), Freundeskreise (z.B. Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo e.V.) oder Nord-Süd Schulpartnerschaften.


Nachhaltigkeit und Umwelt

Der Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt stellt ein weiteres Handlungsfeld dar. Hier sind u.a. kommunale Klimapartnerschaften, wie die der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW zu nennen.

Auch der Beitritt von Kommunen zum Klimabündnis, (Klimabündnis_Mitgliederliste), welches Klimaschutz vor Ort und solidarische Partnerschaften mit indigenen Gemeinschaften in Brasilien verbindet, fällt in diesen Bereich.


Faire Beschaffung

Auch der sozial und ökologisch bewusste Einkauf der eigenen kommunalen Verwaltung bzw. der lokale Wirtschaft sind wichtige Handlungsfelder der Entwicklungszusammenarbeit – zumal bis zu 50 % des jährlichen, öffentlichen Beschaffungsumfangs auf die Kommunen entfallen. Aufgrund ihrer erheblichen Einkaufsmacht können Kommunen durch die stärkere Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialstandards beim Einkauf von Produkten oder der Vergabe von Aufträgen einen wichtigen Beitrag für nachhaltigen und fairen Handel und damit zur Verbesserung von Arbeits- und Lebensumständen in sogenannten Entwicklungsländern wie auch vor Ort leisten.


Migration und Entwicklung

Immer mehr Beachtung findet auch das entwicklungspolitische Engagement von Migrant:innenorganisationen (MDO). Deren bürgerschaftliches Engagement in ihren Herkunftsländern deckt sich oftmals mit Zielen der Entwicklungszusammenarbeit und ihr Wissen stellt eine wertvolle Ressource an Erfahrung und Einschätzungsfähigkeit dar. Überdies spielen entwicklungspolitisch aktive Mitgrant:innen auch oft eine wichtige Rolle im politischen Partizipationsprozess hier vor Ort.


Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

In der Vermittlung der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit in die lokalen Strukturen spielt Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle. Außerdem fördert sie das Verständnis für global-lokale Zusammenhänge, befähigt zu Kompetenzgewinn und zum notwendigem Perspektivenwechsel – etwa durch die Verankerung von Globalem Lernen in Lehrplänen der Schule, außerschulischen Jugendarbeit, in Ausbildung und dem Handwerk (nachhaltige Beschaffung von z.B. Textilien, Pflastersteinen) oder aber auch in der Erwachsenenbildung (z.B. VHS Reihe Marburg).