Unter dem Begriff „digital divide“ versteht man die Kluft zwischen Bevölkerungsgruppen, die Zugang zu modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) haben, und denen, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang dazu besitzen. Diese Kluft kann sich sowohl auf geografische Unterschiede (zwischen verschiedenen Ländern oder Regionen) als auch auf soziale und wirtschaftliche Unterschiede innerhalb eines Landes beziehen.
Der digital divide manifestiert sich in verschiedenen Dimensionen:
- Zugang: Unterschiede in der Verfügbarkeit von Breitbandinternet, Computern und mobilen Geräten.
- Nutzung: Unterschiede in der Fähigkeit und im Wissen, diese Technologien effektiv zu nutzen.
- Qualität: Unterschiede in der Qualität und Geschwindigkeit des verfügbaren Internets.
Die Ursachen für den digital divide sind vielfältig und umfassen ökonomische Faktoren, Bildungsniveau, technologische Infrastruktur, politische und regulatorische Rahmenbedingungen sowie kulturelle Aspekte.
Die Auswirkungen des digital divide sind erheblich. Menschen und Gemeinschaften ohne Zugang zu digitalen Technologien sind oft von wichtigen Informationen, Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, Gesundheitsdiensten und sozialer Teilhabe ausgeschlossen. Der Abbau dieser Kluft ist daher ein zentrales Ziel vieler Entwicklungsprogramme und Politikstrategien weltweit, um Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Besonders augenscheinlich tritt diese Kluft zwischen den Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens zutage. So belegen Untersuchungen der Vereinten Nationen, dass die Länder des Globalen Südens, mit wenigen Ausnahmen, in der Digitalwirtschaft und im elektronischen Handel weitgehend marginalisiert sind. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, resultieren aber vor allem aus der ungleichen Infrastruktur.
Aber auch in der Eine-Welt-Arbeit sollten wir uns bewusst sein, dass die Nutzung digitaler Formate dazu führen kann, dass vorhandene Ungleichheiten „digital reproduziert“ werden und neue Ungleichheiten entstehen. Doch kann die Digitalisierung bestehende Ungleichheitsformen auch überwinden? Ein wichtiger Aspekt ist beispielsweise die Barrierefreiheit im Online-Raum. Eine inklusive und diskriminierungssensible Digitalisierung kann viele Möglichkeiten für Menschen mit Einschränkungen bieten. Diese Möglichkeiten umfassen beispielsweise blindengerechte Websites, nicht ortsgebundene Bildungsangebote wie Online-Veranstaltungen, die Verwendung von Sprachausgaben, das Einrichten von Vorlesefunktionen auf Mobilgeräten oder die Anpassung an persönliche Lernstile durch multimediale Inhalte. Das Versäumnis einer barrierefreien Ausgestaltung wird jedoch bestehende Einschränkungen auch im digitalen Raum fortsetzen.
Neben der Barrierefreiheit sind auch Auswirkungen von Alter und sozioökonomischem Status auf den Zugang zu Informationstechnologien zu berücksichtigen. Die Digitalisierung kann der Eine-Welt-Arbeit die Möglichkeit bieten, Ländergrenzen zu überwinden und Begegnungen mit Menschen zu schaffen, die sonst nicht oder nur unter großem Aufwand möglich wären.
Digital Divide oder Digital Gap?
Manchmal wird in diesem Kontext auch von „digital gap“ gesprochen. Der Unterschied zwischen „digital gap“ und „digital divide“ liegt hauptsächlich in ihrer Verwendung und Konnotation:
Digital Gap: Der Begriff „digital gap“ wird oft verwendet, um auf spezifische Unterschiede oder Lücken in der digitalen Kompetenz, im Zugang zu Technologien oder in der Nutzung digitaler Ressourcen hinzuweisen. Es kann sich auf eine breite Palette von Diskrepanzen beziehen, wie z.B. die Lücke zwischen verschiedenen Altersgruppen, Geschlechtern oder geografischen Regionen in Bezug auf digitale Fähigkeiten und Zugang zu Technologien.
Digital Divide: „Digital divide“ ist ein weiter gefasster Begriff, der die strukturelle Ungleichheit im Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und dem Internet beschreibt. Er umfasst nicht nur den physischen Zugang zu Geräten und Internetverbindungen, sondern auch Unterschiede in der Qualität des Zugangs, der digitalen Kompetenz und der Fähigkeit, digitale Technologien effektiv zu nutzen. Der digitale Graben betrifft oft sozioökonomische Unterschiede und kann auf nationaler, regionaler und globaler Ebene auftreten.
Zusammengefasst kann man sagen, dass „digital gap“ spezifische Unterschiede innerhalb des breiteren Konzepts der „digital divide“ darstellt, wobei letzteres die umfassendere und strukturellere Ungleichheit im digitalen Zugang und in der Nutzung beschreibt.
Es wird also sichtbar, dass digitale Kluften und Barrieren nicht nur aus ungleichen Infrastrukturen resultieren. Es lohnt sich also ein Blick auf die Fairness in der digitalen Welt.