Ökologische Auswirkungen

Im Bereich der Nachhaltigkeit spielt die Digitalisierung eine doppelte Rolle. Es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile von Digitalisierung und deren potenzielle Auswirkungen auf unsere Umwelt und Energieressourcen.

Energie- und Ressourcenverbrauch durch digitale Technologien

Digitale Technologien führen zunächst zu einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch: Der CO2-Ausstoß des Internets beläuft sich auf mehr als 800 Millionen Tonnen pro Jahr und liegt somit bei etwa 1-3% der globalen Emissionen. Zum Vergleich: Der globale Luftverkehr verursacht etwa 2-3% der weltweiten CO2-Emissionen.

Vor allem Aktivitäten wie Streaming, Cloud-Nutzung, Gaming und Social Media können dabei hohe Emissionen verursachen. Aber auch das Versenden und Speichern von E-Mails verursacht bereits erhebliche Emissionen. Eine typische Spam-Mail erzeugt etwa 0,3 g CO2, eine normale E-Mail 4 g, und eine E-Mail mit Anhang kann bis zu 50 g CO2 verursachen. Deshalb ist es sinnvoll, Mails regelmäßig zu löschen und nur wichtige Nachrichten zu behalten.

Hochauflösende Videos verbrauchen natürlich noch mehr Daten und Energie: Ein Jahr lang täglich eine Stunde Video in HD zu schauen, erzeugt etwa 200 kg CO2 – das entspricht einem Flug von London nach Paris. Wenn HD daher nicht unbedingt erforderlich ist, sollte man besser in Standardauflösung schauen. Schließlich verbrauchen auch Datenzentren, die Server betreiben und kühlen, ebenfalls viel Energie. Es ist daher durchaus ratsam, nach Cloud-Diensten zu schauen, die auf erneuerbare Energien setzen.

Auch in Sachen Finanzen gilt es achtsam zu sein. So haben bspw. Kryptowährungen, insbesondere solche wie Bitcoin, erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, da ihr „Mining“-Prozess immense Mengen an Energie verbraucht, oft durch rechenintensive Proof-of-Work-Algorithmen.

Kryptowährungen

Kryptowährungen sind digitale Währungen, die unabhängig von Banken funktionieren und durch verschlüsselte Technologien – sogenannte Blockchains – gesichert und verwaltet werden. Sie ermöglichen direkte, schnelle Transaktionen zwischen Nutzern weltweit, ohne dass eine zentrale Institution wie eine Bank notwendig ist.

Dieser Energieverbrauch ist häufig höher als der von ganzen Staaten und führt zu einer CO₂-Belastung, die in etwa den Emissionen von Ländern wie Argentinien entspricht. Im Vergleich dazu haben traditionelle Zahlungssysteme wie Kreditkarten oder Überweisungen eine weitaus geringere ökologische Belastung, da Banken zentralisierte Server nutzen, die insgesamt effizienter arbeiten und weniger Energie pro Transaktion benötigen. Auch Bankaktivitäten tragen durch Filialbetrieb und Serverzentren zum Energieverbrauch bei, sind aber weitaus weniger intensiv als die dezentralisierten und oft energieineffizienten Blockchain-Technologien. Die Umweltbilanz gängiger Zahlungsweisen ist daher im Vergleich zu Kryptowährungen wie Bitcoin deutlich besser, auch wenn berücksichtigt werden muss, dass neue Blockchain-Ansätze wie Proof of Stake versuchen, die Umweltbelastungen von Kryptowährungen zu reduzieren.

Rohstoffverbrauch und Umweltfolgen durch Digitalisierung

Zusätzlich sind die ökologischen und sozialen Umstände beim Abbau der Ressourcen, die für digitale Technologien verwendet werden, oft enorm bedenklich. So erfordert die Digitalisierung auch eine hohe Menge an Rohstoffen, insbesondere seltene Metalle wie Lithium, das für Batterien in Elektrofahrzeugen und elektronischen Geräten unerlässlich ist. Die steigende Nachfrage nach Lithium führt jedoch zu Umweltproblemen durch den Abbau und zu geopolitischen Spannungen, da die Vorkommen oft in politisch instabilen Regionen liegen.

Nachhaltige Digitalisierung: Chancen und Bedingungen

Gleichzeitig können durch Digitalisierung auch CO2-Emissionen eingespart werden, indem Prozesse wie Remote-Arbeit und digitale Kommunikation den Bedarf an physischen Reisen und Büroflächen reduzieren. Zudem können intelligente Systeme und Datenanalysen den Energieverbrauch in Industrien optimieren und so den Ressourcenverbrauch senken. Schließlich können auch Rohstoffe wie Papier und Druckmaterialien eingespart werden, da Prozesse zunehmend digital abgewickelt werden, etwa durch E-Books oder digitale Dokumentenverwaltung.

Um die Digitalisierung allerdings nachhaltig zu gestalten, bedarf es einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema. Digitalisierung kann nachhaltig sein – aber nur, wenn sie richtig eingesetzt wird.

Betrachten wir beispielsweise Online-Konferenzen: Im Allgemeinen zeigte sich besonders während der Covid-19-Pandemie, dass Konferenzen und Veranstaltungen über Zoom und Co. Treibhausgasemissionen einsparen können – zumindest im Vergleich zu physischen Reisen mit Auto, Bus und Bahn, die besonders für geschäftliche Zwecke oft notwendig sind. Das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung kam in einer Analyse im Auftrag von Greenpeace zu dem Ergebnis, dass ein zusätzlicher Tag im Homeoffice in Deutschland 1,6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen könnte. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Nutzung digitaler Technologien gleichbedeutend mit Nachhaltigkeit ist. Videostreamings machen bereits jetzt rund 60-70 % aller weltweiten Datenströme aus. Wer die Kamera ausschaltet oder eine geringere Bildqualität einstellt, kann so bereits enorm Energie einsparen.

Schließlich führen die Produktion und Entsorgung von Endgeräten wie Smartphones und Computern zu zusätzlichen elektronischem Abfall und belastet die Umwelt durch die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen, die zumeist in Ländern des Globalen Südens stattfindet.

Der Einsatz digitaler Anwendungen hat zwar das Potenzial, positive Effekte für die Umwelt zu erzielen, erfordert jedoch einen bewussten und achtsamen Umgang. Ähnlich wie beim Konsum analoger Güter gilt es, das eigene Verhalten zu reflektieren und auf nachhaltige, faire Produkte, Anwendungen und Plattformen zu setzen. Wie im Folgenden dargestellt wird, ist dies aufgrund der hohen Marktdominanz einiger weniger Konzerne im digitalen Raum jedoch oft herausfordernd.