‚Rassismus-Check’

Checklisten für rassismuskritische Öffentlichkeitsarbeit helfen den Blick auf eigene Texte und Materialien zu schärfen.

Rassistisches Denken setzt sich auch bei Menschen fort, die ein Bewusstsein für die Problematik von Rassismus und Kolonialismus entwickelt haben. Kein Wunder, denn in unserem Alltag, in Erziehung und Medien sind wir ständig davon umgeben.
Um solche Stereotype in der Öffentlichkeitsarbeit zu durchbrechen, hat der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER) rassismuskritische Checklisten entwickelt.

Die folgenden beiden Checklisten für Texte bzw. Bilder beruhen auf dieser Arbeit, sind aber gekürzt und leicht bearbeitet.


Checkliste für Ihre entwicklungspolitischen Texte

  • Treten Menschen im Text als Akteure und Subjekte statt als Objekte und Hilfsempfänger:innen auf?
  • Beweist der Text Respekt vor allen kulturellen Orientierungen und Sichtweisen, sofern diese die Menschenwürde nicht verletzen?
  • Haben sich die Menschen, um die es im Text geht, mit der Veröffentlichung ihrer Geschichten einverstanden erklärt? Wurden sie gefragt?
  • Kommen Menschen, wann immer das möglich ist, selbst mit Zitaten, Interviews oder eigenen Texten zu Wort?
  • Wurde darauf geachtet, „Entwicklung“ nicht zu hierarchisieren und das „westliche Entwicklungsmodell“ nicht als allgemeingültig darzustellen?
  • Werden spezifische Potenziale und Ressourcen der dargestellten Lebensrealitäten reflektiert und beschrieben?
  • Liegt eine genaue Beschreibung der Situation vor, anstatt Homogenisierungen und Verallgemeinerungen (z. B. „in Afrika herrscht viel Armut“) zu verbreiten?
  • Sind die Formulierungen partnerschaftlich statt paternalistisch (z. B. „Im Projekt XY nahe der bolivianischen Hauptstadt Sucre…“, statt: „In unserem Projekt in Bolivien…“)?
  • Wird ein kolonialer Ton vermieden (z. B. „Entdecke Afrika“)? Vermeidet der Text rassistische Begriffe, wie „Stämme“ oder „primitiv“?
  • Sind Menschen als reale Menschen komplex dargestellt und werden nicht auf einzelne Aspekte wie Armut oder ethnische Zugehörigkeit reduziert?
  • Sind Menschen im Globalen Süden weder als Gegenbild zu Europäer:innen beschrieben (werden z. B. keine Oppositionen reproduziert, wie etwa: Natur – Kultur, Korruption – Demokratie), noch als „die Anderen“ dargestellt oder auf ihr Anderssein festgelegt?
  • Sind bei Problemdarstellungen Ursachen und Entstehungszusammenhänge benannt; werden gegebenenfalls die globalen Abhängigkeiten sowie die Akteure dargestellt (z. B. Armut aufgrund von Agrardumping der EU) und ein politischer Bezugsrahmen hergestellt?

Checkliste für Bilder in entwicklungspolitischen Materialien

  • Wurde das Einverständnis der Fotografierten eingeholt? Achtung: Auch Gruppen fragen. Bei Kindern müssen die Eltern um Einverständnis gebeten werden.
  • Werden Menschen als handelnde Subjekte, nicht als passive Opfer gezeigt?
  • Werden Stereotype und koloniale Bildtraditionen vermieden (z. B. Schwarze stehen hinter sitzenden Weißen, statt Darstellung auf Augenhöhe)?
  • Werden Klischees vermieden, z. B. häufige Abbildung von Trommel- und Tanzgruppen, die Gleichsetzung von Afrika und Natur, die Infantilisierung außereuropäischer Menschen?
  • Ist, wenn „weiße Expert:innen“ und „Schwarze Projektpartner:innen“ im Bild sind, die Partnerschaft auch im Bild ausgedrückt (sieht es nach Dialog oder nach Direktive aus)? Wurden Fotos ausgewählt, auf denen auch „Partner:innen“ sprechen oder erklären – und nicht nur kochen und ernten?
  • Wird sensibel mit kulturellen Kontexten und Tabus, mit Krankheit und Leid sowie mit Kleidung bzw. Nacktheit umgegangen?
  • Wird die Bildperspektive beachtet und z.B. vermieden, von oben nach unten zu fotografieren (um das „aufschauen“ zu Betrachter:innen zu vermeiden)?
  • Ist der Blick dokumentarisch? Wird die Realität in ihrer ganzen Vielfalt gezeigt, indem z. B. vermieden wird, zu ästhetisieren und zu romantisieren (wenn etwa die Cola-Dose, der Strommast oder das moderne T-Shirt bewusst aus dem Bildausschnitt verbannt werden)?
  • Ist der Zusammenhang zwischen Bild und Text klar und korrekt? Werden Orte und Personen nicht als andere ausgegeben?
  • Haben alle Fotos Bildunterschriften (bei Bildern, die allein dem Layout dienen, gegebenenfalls im Impressum), die Ort und Kontext benennen?