Soziale Medien und Desinformation

Unter Sozialen Medien bzw. Social Media versteht man digitale Plattformen und Anwendungen, die es Nutzer:innen ermöglichen, Inhalte zu erstellen, zu teilen und zu kommentieren. Diese Plattformen fördern die Vernetzung und Interaktion zwischen Menschen weltweit und umfassen Dienste wie Facebook, Instagram, X (ehemals Twitter) und TikTok. Laut Hochrechnungen wird die Gesamtzahl der aktiven Social-Media-Nutzer weltweit auf ca. 5 Milliarden geschätzt. Damit sind die Plattformen mehr als gewöhnliche Unternehmen – sie zählen zu den wichtigsten Orten für den öffentlichen Diskurs.

Social Media ermöglicht es, schnell und einfach mit Menschen weltweit zu kommunizieren und Beziehungen zu pflegen, was den Austausch von Ideen und Informationen erleichtert. Es bietet zudem Plattformen für persönliche und berufliche Netzwerke, fördert den Zugang zu verschiedenen Perspektiven und kann als wertvolles Werkzeug für Marketing und soziale Bewegungen dienen.

Bedeutung für den Globalen Süden

Insbesondere für Menschen im Globalen Süden bieten Social Media Plattformen erhebliche Vorteile, indem sie den Zugang zu Bildung und Informationen erleichtern können. Sie ermöglichen auch kostengünstige Kommunikationsmöglichkeiten und die Vernetzung mit globalen Märkten, was wirtschaftliche Chancen und soziale Mobilität fördern kann. Zudem bieten Social Media Chancen zur Förderung sozialer und politischer Bewegungen, die in vielen Regionen eine Stimme für soziale Gerechtigkeit und Veränderungen darstellen können.

Dennoch birgt die Nutzung von Social Media auch einige Gefahren wie die Verbreitung von Fehlinformationen und die Gefahr von Datenschutzverletzungen, da persönliche Daten oft unzureichend geschützt sind. Zudem kann übermäßiger Konsum zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen führen und auch die Suchtgefahr ist ein Problem. Um diesen Risiken zu begegnen, führen immer mehr US-Bundesstaaten Altersbeschränkungen für soziale Medien ein, die eine Altersverifikation erfordern und Erziehungsberechtigten Zugriff auf die Konten ihrer Kinder ermöglichen sollen. Diese Gesetze, die derzeit noch gerichtlich überprüft werden, könnten bald weitreichende Änderungen für die Nutzung sozialer Netzwerke mit sich bringen.

Aus globaler Perspektive können soziale Medien aber auch bestehende Ungleichheiten verstärken, indem sie den Zugang zu digitalen Ressourcen und Informationen weiter ungleicher verteilen und damit die digitale Kluft vergrößern.

Verbreitung von Fehlinformationen und Propaganda

Darüber hinaus können soziale Medien zur Verbreitung von Fehlinformationen und Propaganda beitragen, was zu Verwirrung und politischer Instabilität führen kann, besonders in Regionen mit begrenztem Zugang zu verlässlichen Nachrichtenquellen. Doch auch in Deutschland zeigt sich, dass die Meinungsfreiheit in sozialen Netzwerken häufig von strategisch agierenden Gruppen missbraucht wird, insbesondere aus rechten und rechtsextremen Kreisen. So entfielen laut Bundeskriminalamt 2020 62% der erfassten politisch motivierten Hasskommentare auf diese Gruppen.

Weitere Analysen zeigen, dass auch russische Desinformationskampagnen auf der Plattform X (ehemals Twitter) weiterhin aktiv sind, besonders in Deutschland und Frankreich. Im Juni 2024 wurden 1.366 verdächtige Postings identifiziert, die gezielt westliche Unterstützung für die Ukraine untergraben sollen. Diese Postings folgen dem bekannten Muster der sogenannten Doppelgänger-Kampagne, bei der gefälschte Nachrichtenseiten etablierten Medien wie dem Spiegel nachgeahmt werden. Trotz der Meldung von 623 verdächtigen Accounts hat X bislang kaum Maßnahmen ergriffen. Kritiker bemängeln, dass die Plattform zu wenig unternimmt, um diese Desinformation zu stoppen.

Zur Verbreitung von Fehlinformationen tragen zudem die Algorithmen der sozialen Medien selbst bei. So werden insbesondere die Beiträge von TikTok, Facebook und Co. bevorzugt und weiter empfohlen, die viele Shares, Kommentare oder Emojis hervorrufen. Dementsprechend gehen Falschinformationen oder besonders provozierende Beiträge besonders häufig viral.

Fake News oder Desinformation?

Generell sind Fake News und Desinformation Schlagworte, die im digitalen Zeitalter eine immer größere Rolle spielen. Doch häufig werden diese Begriffe verwechselt oder falsch verwendet. Fake News sind bewusst erfundene oder verzerrte Informationen, die mit dem Ziel verbreitet werden, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Dabei handelt es sich nicht um zufällige Fehler oder Satire, sondern um gezielte Täuschung, um gesellschaftlichen Einfluss zu erlangen. Ein anschauliches Beispiel für Fake News ist die Falschmeldung rund um die US-Präsidentschaftswahlen 2020, in der behauptet wurde, dass Wahlmaschinen der Firma Dominion manipuliert worden seien, um Stimmen zugunsten von Joe Biden zu ändern. Diese unbegründete Behauptung, die weitreichend über soziale Medien und bestimmte Nachrichtenkanäle verbreitet wurde, führte zu großem Misstrauen in die Integrität des Wahlprozesses. Obwohl keinerlei Beweise für diese Vorwürfe vorlagen und sie mehrfach widerlegt wurden, haben sie bei einem Teil der Bevölkerung zu einem tiefen Zweifel an der Legitimität der Wahl und an demokratischen Institutionen geführt. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie Fake News genutzt werden können, um das Vertrauen in politische Prozesse zu untergraben und gesellschaftliche Spaltung zu fördern.

Im Gegensatz dazu ist Desinformation ein umfassenderer Begriff, der jede Form von absichtlich falschen oder irreführenden Informationen umfasst, egal in welchem Kontext sie verbreitet werden. Fake News sind somit eine spezifische Form der Desinformation, die meist im Nachrichtenformat auftritt und sich oft als authentische Berichterstattung tarnt. Beide Begriffe haben jedoch eines gemeinsam: Sie zielen darauf ab, die Wahrnehmung der Menschen zu manipulieren und gesellschaftliche Debatten zu beeinflussen.

Durch die Digitalisierung hat sich das Problem der Desinformation und Fake News verschärft. Digitale Plattformen wie soziale Medien machen es einfach, Inhalte schnell zu erstellen und an eine große Anzahl von Menschen zu verbreiten. Techniken wie Mikro-Targeting ermöglichen es, bestimmte Zielgruppen gezielt anzusprechen und deren Meinungen zu beeinflussen. Da soziale Medien als schnelle und direkte Kommunikationskanäle genutzt werden, kann Desinformation hier besonders effektiv wirken. Politiker und andere Akteure können ihre Botschaften ohne journalistische Prüfung direkt an Millionen von Menschen verbreiten.

Die Auswirkungen auf die Demokratie sind gravierend. Fake News untergraben das Vertrauen in die Integrität von Medien und fördern populistische Kräfte, die von der Verunsicherung und der Angst in der Bevölkerung profitieren. Plattformen wie Facebook oder TikTok bieten solchen Akteuren eine Bühne, auf der sie Emotionen schüren und unwidersprochen ihre Botschaften verbreiten können. Qualitativ hochwertiger Journalismus bleibt in diesem Umfeld essenziell, da er fundierte und überprüfte Informationen bereitstellt, die für eine informierte Entscheidungsfindung in der Gesellschaft unverzichtbar sind.

Strategien gegen Fake News und Desinformation

Ein möglicher Lösungsansatz ist die Förderung der Medienkompetenz. Menschen müssen besser darin geschult werden, Informationen kritisch zu hinterfragen und die Mechanismen der digitalen Medienlandschaft zu verstehen. Hierzu gehören auch Strategien wie „Debunking“ und „Pre-Bunking“. Während Debunking darauf abzielt, bereits verbreitete Falschinformationen zu entlarven, versucht Pre-Bunking, die Menschen frühzeitig dafür zu sensibilisieren, dass sie Desinformation erkennen, bevor diese sich überhaupt verbreitet.

Allein eine Stärkung der Medienkompetenz von Nutzer:innen kann jedoch nicht die Lösung der Probleme sein. So müssen auch technologische Lösungen und klare Regulierungen von sozialen Plattformen ausgeweitetet werden, um dazu beitragen, die Verbreitung von Fake News und Desinformation zu verringern. Besonders deutlich wird dies in Anbetracht der schnell voranschreitenden Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz, die es immer schwieriger machen sog. Deepfakes (speziell gefälschte Inhalte, wie Bilder, Videos, Audiodateien, die Menschen oder Szenen echt wirken lassen, obwohl sie manipuliert sind) zu identifizieren.

Letztlich ist es somit die Aufgabe aller, wachsam zu bleiben und kritisch mit den Informationen umzugehen, die uns täglich im digitalen Raum begegnen. Nur so kann eine offene und demokratische Gesellschaft vor den Gefahren von Desinformation und Fake News geschützt werden.

Mit der Etablierung von Künstlicher Intelligenz in weiten Teilen des digitalen Raumes werden jedoch nicht nur mehr Regelungen sowie Kompetenzen im Erkennen von Fake News verlangt, sondern es wird auch immer deutlicher, welche Relevanz derartige digitale Innovationen auf die Gesellschaft und Entwicklungspolitik haben. Von großer Bedeutung ist daher ein genauer Blick auf den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI).