Vortrag: „Globale Gesundheit – zwischen biomedizinischer Gesundheitssicherheit und gesellschaftspolitischer Herausforderung“
Mi., 27.04.2022 (20.00h - 21.30h) | Marburg
Veranstalter:innen: Weltladen Marburg in Kooperation mit Kulturelle Aktion Marburg – Strömungen e.V.,
Arbeit und Leben Hessen, Arbeit und Leben Marburg und vhs Marburg
Neue Veranstaltungsreihe des Weltladen Marburg: „Globale Gesundheit“
Auftakt am 27.04. um 20 Uhr mit Prof. Dr. Jens Holst (Hochschule Fulda)
Ort: TTZ Marburg, Softwarecenter 3, 35037 Marburg
zum Programm der Reihe (PDF)
Eintritt: frei
Durch die weltweite Corona-Pandemie ist plötzlich eine große Aufmerksamkeit für die globale Gesundheitsversorgung entstanden, auch für die im Globalen Süden. Deswegen widmet sich die aktuelle Veranstaltungsreihe des Weltladen Marburg diesem Thema. Die weltweit gesehen ungerechte Verteilung von Impfstoffen wirft dabei ein grelles Schlaglicht auf die ungleichen Verhältnisse. Dabei ist die Gesundheitsversorgung doch ein Menschenrecht. Und das Nachhaltige Entwicklungsziel 3 der Vereinten Nation lautet „Gesundheit und Wohlergehen für Alle“. Aber wie sieht es mit der Umsetzung dieses Menschenrechts und dieses von allen Staaten vereinbarten Entwicklungszieles tatsächlich aus?
Den einführenden Auftakt in die Reihe macht am 27.04. um 20 Uhr im TTZ Professor ein Vortrag von Prof. Dr. Jens Holst von der Hochschule Fulda. Er erläutert in seinem Vortrag, wie unterschiedlich Globale Gesundheit eigentlich verstanden wird. Zwar steht sie nicht erst seit dem Ausbruch von COVID-Pandemie weit oben auf der politischen Tagesordnung. Die Pandemie hat das allgemeine Bewusstsein für die globale Gesundheit zuletzt aber erheblich gesteigert. Dabei wurde allerdings auch die erkennbare Schlagseite im Verständnis von globaler Gesundheit verstärkt. Denn als länderübergreifende, komplexe und multidisziplinäre Disziplin geht Globale Gesundheit weit über Seuchenbekämpfung und Krankheitsvermeidung hinaus und erfordert die Auseinandersetzung mit einer Vielzahl kultureller, gesellschaftlicher, politischer, ökonomischer, Umwelt- und anderer Faktoren. Diese haben alle wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der Menschheit.
Eine primär biomedizinische Sichtweise von globaler Gesundheit wird dieser Komplexität nicht ansatzweise gerecht. Dies zeigte sich mit besonderer Deutlichkeit während der COVID-Pandemie. Wissenschaft, Politik und Medien ließen nicht-biomedizinische gesundheitswissenschaftliche Aspekte lange Zeit außer Acht. So dauerte es hierzulande viel zu lang, bis das erhöhte Erkrankungs- und Sterberisiko einkommensschwacher und bildungsferner Sozialschichten in das Blickfeld geriet. Dennoch erkennen viele bis heute die Pandemie nicht als gesellschaftspolitische Herausforderung, sondern als Sicherheitsbedrohung. Die Versicherheitlichung von Gesundheit basiert dabei auf einer biomedizinischen Verkürzung, denn sie bezieht sich fast ausschließlich auf die Bedrohung durch Krankheitserreger. Solange die Gesundheitspolitik aber die Bedrohung durch soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten nicht in Betracht zieht, kann sie ihrer Kernaufgabe, die Bevölkerungsgesundheit zu erhalten und zu verbessern, nur reaktiv, aber nicht präventiv nachkommen.
Prof. Dr. Jens Holst ist Mediziner und Journalist. Er ist Professor für Medizin mit Schwerpunkt Global Health am Fachbereich Pflege- und Gesundheit der Hochschule Fulda und Leiter des zweisprachigen Bachelor-Studiengangs „Internationale Gesundheitswissenschaften“.
Eckdaten:
Mi., 27.04.2022
Zeit:
20.00h - 21.30h
TTZ Marburg
Softwarecenter 335037 Marburg